Kandahar (2023) | Film, Trailer, Kritik (2024)

    Kandahar (2023) | Film, Trailer, Kritik (1)
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    Eine Filmkritik von Florian Koch

    Von Feinden umzingelt

    Im Fußball wollen saudische Klubs bald zu den großen Playern gehören. Augenscheinlich ist man dafür bereit, aberwitzige Summen zu investieren, um sich mit alternden Stars wie Cristiano Ronaldo zu schmücken. Ähnlich ambitioniert gibt sich Saudi-Arabien, aller Menschenrechtsverletzungen zum Trotz, im Filmgeschäft. Das Red Sea International Film Festival präsentiert sich seit Jahren aufdringlich weltoffen und rollt für Stars wie Guy Ritchie oder Spike Lee gerne den roten Teppich aus. Einen Schritt weiter geht man mit der Errichtung eines gewaltigen Studiokomplexes in der illustren, zwischen Vulkangestein und Oasen angesiedelten Region AlUla.

    Die erste Frucht dieser Anstrengungen ist nun der aufwendige US-Spionagethriller Kandahar, der komplett in Saudi-Arabien gedreht wurde – auch wenn er gar nicht in dieser Region spielt. Weite Teile der Handlung, der Titel deutet darauf hin, sind in Afghanistan verortet, auch wenn der Startschuss zu einem klassischen Wettlauf gegen die Zeit in Iran fällt.

    Gerard Butler überzeugt wie schon in Plane als zupackender Machertyp, der beruflich weit mehr Expertise (CIA-Geheimagent) als privat (Scheidung läuft) vorzuweisen hat. Bester Beweis dafür ist seine Infiltration eines geheimen iranischen Nuklear-Labors. Nach der ferngesteuerten Sprengung durch die CIA ist er wenig überraschend auf der Flucht. Ein Kampf ums Überleben, der durch Enthüllungen der Investigativ-Journalistin Luna (Nina Toussaint-White) weiter auf die Spitze getrieben wird. Noch ehe der ausgebrannte Workaholic seinen nächsten Job – Geldgier macht’s möglich – in Afghanistan annimmt, ist er enttarnt und hat 30 Stunden, um in Kandahar einen rettenden Flughafen zu erreichen.

    Regisseur Ric Roman Waugh, ein versierter Action-Handwerker (Greenland), lässt sich Zeit, um zum Kern seiner Geschichte vorzustoßen. Beim Vorführen potenzieller Gefahrenquellen, darunter mit Kahil (Ali Fazal) einen pakistanischen Auftrags-Killer, der mit seinem geleckten Auftreten auch als Model durchgehen würde, verzettelt sich der Film anfangs in Nebenkriegsschauplätzen. Richtiges Format gewinnt „Kandahar“ erst mit der Einführung des afghanischen Übersetzers Mo (Navid Negahban), der ohne sein Wissen vom CIA-Mittelsmann Roman (Travis Fimmel) an die Seite von Harris beordert wird. Der aus der US-Serie Homeland bekannte Iraner Negahban verfügt über genügend Charisma, um seine sanftmütige Figur über das Klischee des orientalischen Gutmenschen zu heben. Zur Glaubwürdigkeit trägt auch bei, dass Drehbuchautor Mitchell LaFortune für seine mit Buddy-Movie-Elementen spielende Geschichte auf eigene Erlebnisse als Offizier des Verteidigungsnachrichtendiensts DIA in Afghanistan zurückgreifen konnte.

    Den Machern von Kandahar gelingt es dann auch im zweiten Teil bei aller Actionfilm-Zuspitzung, wie einer eindrucksvollen Nachtsicht-Verfolgungsjagd, den Krisenherd Afghanistan vielschichtig aufzufächern – ohne dabei in stumpfe Schuldzuweisungen abzugleiten. Gerade die berührende persönliche Geschichte von Mo, seine Trauer um den willkürlich zum Opfer gefallenen Sohn und die Suche nach der verschollenen Schwester seiner Frau, hebt den Film über das Gros gängiger Fließband-Actionware eines Gerard Butler. Bezeichnend ist jedoch, dass „Kandahar“ wohl auch wegen der Ähnlichkeit zu Guy Ritchies nahezu parallel gestartetem Film Der Pakt (in Deutschland bereits auf Prime Video) an den US-Kinokassen gnadenlos durchfiel.

    Tom Harris, der für die CIA als Undercover-Agent arbeitet, steckt tief in feindlichem Gebiet in Afghanistan fest. Als er durch ein Leck enttarnt wird, befindet er sich in höchster Gefahr und muss sich gemeinsam mit seinem afghanischen Übersetzer bis zu einem Evakuierungspunkt in Kandahar durchschlagen, ohnevon den Spezialeinheiten erwischt zu werden, die auf ihn angesetzt sind.

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    Meinungen

    Peter · 22.08.2023

    Großartiger Film. Er zeigt die interessengesteuerte Gesellschaft wo der Eigennutz und Interessenhaftigkeit im Vordergrund stehen. Manipulation, Vorteil und Angstverbreitung durch die Geheimdienste und Regierungen haben das friedliche Miteinader zerstört. Erschreckend was da passiert, der Film sensibilisiert.

    • Antworten

    İsmail Yelkayran · 08.07.2023

    Als Aktionfilm funktioniert "Kandahar" ganz gut, und zeigt auch einiges an Umgebung, photographisch ansprechend gemacht. Ebenso hat der Bezug auf Konkurrenz zwischen den Taliban und anderen fundamentalistisch-kriminellen Gruppen eine tatsächliche Grundlage. Was völlig unerwähnt bleibt, ist, dass das Engagement gerade der Amerikaner in Afghanistan eine militärische Schlappe sonder gleichen war. Immer wieder, wenn es für "Mo" und "Tom" eng wird, sind Luftaufnahmen von deren Fluchtfahrzeug zu sehen, die von Drohnen aufgenommen erscheinen - abwegig, anzunehmen, dass die gegnerische Macht NICHT in der Lage wäre, so ein Ziel aus der Ferne zu eliminieren.
    Wenn dann im finalen Showdown zwei beachtliche Einheiten mit Geländefahrzeugen und leichten Panzern im Sinne eines "präzisen chirurgischen Eingriffs" des technisch hoch überlegenen Westens in dieser Weise ausgeschaltet werden, fragt man sich als Zuschauer schon, warum das nicht schon an anderen Stellen in ähnlicher Weise geschehen sei.
    Der Islam erscheint im Film nur an einer einzigen Stelle irgendwie positiv: Ein pro-amerikanischer Kämpfer wird angeschossen, springt so verletzt aus dem fahrenden Auto und nutzt opferbereit die bessere Möglichkeit zu genauen Schüssen auf den Feind. Als es im Staub liegend mit ihm zu Ende geht, spricht er die Shahada (Glaubensbekenntnis), sodass klar ist: der hellhäutige Sympathieträger war nicht nur zum Schein Muslim…
    Überall sonst in dem Film präsentiert man den muslimischen Mann als charakterlos, unehrenhaft und brutal. Gut ist er, so hat es den Anschein, wenn er Amerika unterstützt, schlecht, wenn er gegen diese externe Partei kämpft.
    Die beiden "Helden", sozusagen Cowboys in staatlichen Diensten, kehren nach entbehrungsreicher Zeit, in der sie gefoltert und sonstwie misshandelt wurden, nur mit leichten Schrammen zurück nach Hause, frischer als ein Arbeiter, der von der Montage heimkehrt. God bless America! Yeeeee-há!

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    Steffanos · 05.03.2024

    aber Du weißt, dass die amerikanische Philosophie doch der Beeinflussung der Weltpolitik dient
    und leider vom Westen stets bereitwillig adaptiert wird.
    Es geht wie immer um wirtschaftliche Interessen wie Erdöl und Machterhalt unter dem Diktat der Rüstungslobby.

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